Postdamer Neuste Nachrichten berichten über Solmove

INNOVATION AUS BABELSBERG

Der Strom liegt auf der Straße

Das Potsdamer Start-up Solmove gehört zu der Handvoll Firmen weltweit, die Solarmodule für die Straße entwickeln.

Babelsberg – Elektroautos, die sich dank Solartechnik beim Fahren aufladen. Solarbetriebene Radwege, die von selbst Leuchten und den Fahrern den Weg zeigen. Was sich wie Zukunftsmusik anhört, könnte schon bald auf den deutschen Straßen Wirklichkeit werden. Das Unternehmen Solmove in Babelsberg gehört zu etwa einer Handvoll Firmen weltweit, die Solartechnik für Straßen entwickeln.

Firma Solmove, Potsdam (Klaer) Begeh- und befahrbares Solarmodul. Solarplatten werden mit spezielles, belastbaren und rutschfesten Glasplatten verbunden.

Firma Solmove, Potsdam (Klaer)
Begeh- und befahrbares Solarmodul. Solarplatten werden mit spezielles, belastbaren und rutschfesten Glasplatten verbunden.

Die Idee von Solmove ist es, Solarmodule wie einen Teppich horizontal auf den üblichen Straßenbelag aufzulegen. Die dafür von dem Start-up extra entwickelten Glas-Kacheln haben eine ganz spezielle, mit Noppen und Rille versehene Oberfläche und sind durch ein Gewebe miteinander verbunden. Unter dem Glas sind Photovoltaik-Zellen verklebt, die das Sonnenlicht in Strom umwandeln sollen. „Vom Prinzip her funktioniert es wie ein herkömmliches Solarmodul“, sagt der Gründer und CEO Donald Müller-Judex. Mit seinen Solarstraßen hat es Solmove ins Finale des diesjährigen „StartGreen Awards“, der am Freitag im Bundesumweltministerium vergeben wird, geschafft. Der Preis unterstützt innovative Start-ups im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit und ist eine Initiative des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit.

33 Quadratmeter der Solarstraße würden ausreichen, um ein Elektrofahrzeug 20 000 Kilometer weit fahren zu können, so Müller-Judex. Der Quadratmeter kostet derzeit noch 250 Euro. Dafür würde durch die Stromerzeugung nach etwa 25 Jahren jeder Quadratmeter Solarstraße etwa 200 Euro Gewinn machen. Der Strom kann direkt vor Ort genutzt werden, aber auch in das Stromnetz eingespeist werden, erklärt Annemarie Botzki, die für die Unternehmenskommunikation zuständig ist und viele Jahre als Analystin und Journalistin im Bereich Umwelt und Energie gearbeitet hat.

Der gebürtige Bayer Müller-Judex ist gelernter Maschinenbauer und Ingenieur. Etwa zehn Jahre hat er als Kameramann und Redakteur gearbeitet, beispielsweise Anfang der 1990er-Jahre bei der Talksendung „Vera am Mittag“, die in den Babelsberger Studios produziert wurde. Mit seiner ersten Firma machte der 55-Jährige sich 1998 selbständig. Er wollte das Bezahlen mit dem Handy auf den Markt bringen. „Da war ich damals aber 13 Jahre zu früh dran.“ Später gründete er eine Firma, die Software für den elektronischen Rechnungsversand entwickelte.

Die Idee für die Solarstraßen kam ihm 2009 im Allgäu. Dort war er auf der Suche nach einem Dach, auf das er eine Solaranlage packen könnte. „Ich bin drei Tage über sonnenbeschienene Straßen hin und her gefahren. Aber weil alle voll waren, kam mir die Idee, was wohl wäre, wenn wir auch die Straßen für die Solartechnik nutzen würden.“ Drei Jahre habe es danach noch gedauert, bis er begann, seine Idee in die Tat umzusetzen und noch einmal weitere zwei, bis er die Firma 2014 in München gründete.

Seit Juni letzten Jahres hat Solmove seinen Sitz in Potsdam und auch Müller-Judex ist in die Stadt gezogen. Vor allem die Nähe zur Hauptstadt, die mit ihren Institutionen, Universitäten, Firmen und anderen Startups ein gutes Netzwerk bietet, lockte den Unternehmer und sein Team an. Aber auch weil er die Stadt toll findet. „Ich liebe Potsdam. Ich glaube der Spirit von Friedrich dem Großen setzt sich hier fort. Der war ja auch total offen, modern. Ein innovativer Typ.“

Der feste Kern der Firma besteht aus drei Mitarbeitern. Neben Müller-Judex ist seit dem Umzug Till Nadolny mit im Team, der für die Produktentwicklung verantwortlich ist. Annemarie Botzki kam im März dieses Jahres dazu.

Zur Zeit läuft ein Projekt mit der Deutschen Bahn an, die prüfen will, ob die Solartechnik in der Mitte zwischen den Gleisen zum Einsatz kommen könnte, erkärt Müller-Judex. Die Bahn könnte damit, sagt Müller-Judex, 20 Prozent des eigenen Strombedarfs decken. Außerdem soll bereits im Frühjahr in Erftstadt bei Köln ein etwa 100 Meter langer Solar-Radweg fertig sein. Und die Technologie soll auch bei den olympischen Spielen in China 2022 eingesetzt werden. Dort sollen Shuttle-Busse auf einer Strecke von 190 Kilometern über elektronische Schienen fahren, die über Solmove-Module Strom erzeugen.

 

Link: http://www.pnn.de/potsdam/1234312/